Fotoworkshop in einer Höhle, herausfordernd mit manueller Leica M Kamera

Fotoworkshop in einer Höhle, herausfordernd mit manueller Leica M Kamera

Nach bereits zwei Fotoworkshops 2016 und 2018 in der Schaulandhöhle „Herbstlabyrinth„, habe ich nun einen weiteren unternommen, nicht mit meinen Nikon APS-C DSLRs, nun musste meine manuelle Leica M ran und das war eine ganz neue Erfahrung.

 

In der Tropfsteinhöhle "Herbstlabyrinth" zeigt das Bild die "Hessenfahne", eine meterlange Sinterfahne, in ganzer Größe
 

Mein Fortschritt ist ein Rückschritt, ich steige auf manuelle Fotografie um

„Rückwärts immer, vorwärts nimmer“, ja so muss ich es wohl bezeichnen, meine Rückbesinnung auf die manuelle Fotografie.

Ja das waren noch Zeiten, mit meinen elektronischen DSLRs, ich hatte diverse Nikon Kameras, danach eine Sony Alpha 6300 mit allerhand Optiken, es folgte die Fuji X-Pro 3 und nun ist alles einer manuellen Kamera gewichen, einer Leica M. Falls ihr das Leica M Konzept nicht kennt, ich stelle später einmal meine Kamera etwas genauer vor.

Die Kameras sind sehr klassisch gebaut und bleiben ihrer Konstruktion seit Jahrzehnten treu, es gibt sie auch heute immer noch analog für den 35mm Film, oder eben digital, wie meine. Ihnen allen gemein ist der Meßsucher, auch dazu später einmal mehr.

Manches, was ich bisher fotografierte, ich mit der Leica M entweder gar nicht mehr möglich, oder nur eingeschränkt möglich. Ich nahm an, die Höhlenfotografie könnte auch unmöglich geworden sein, doch dem ist nicht so, was es zu beweisen galt.

 

Weniger kann mehr sein, was kann meine M 10-R ?

Die Leica M 10-R ist hier mit dem daran angesetzten Voigtländer Nokton 1:1,1/50mm Objektiv gezeigt, davor ein Drahtauslöser und der Leica EVF2 Aufstecksucher
Die Leica M 10-R mit dem Voigtländer Nokton 1:1,1/50mm bewährte sich beim Einsatz in der Höhle. Für die Langzeitbelichtungen auf dem Stativ, löste ich die Kamera mit dem hier gezeigten Drahtauslöser aus. Ungemein nützlich in den dunklen Höhle war der elektronische Leica EVF2 Aufstecksucher, vorne rechts im Bild.

Nun, an sich kann dieser solide schwere Brocken relativ wenig, im direkten Vergleich zu meinen bisherigen Kameras. Es gibt nur zwei Automatiken:

  • Zeitautomatik, ich benutze sie recht häufig.
  • ISO-Automatik, die ich so gut wie nie verwende. Ich gebe die Empfindlichkeit lieber manuell vor, im Streben nach einer möglichst geringen Empfindlichkeit des Sensors.
  • LiveView mit Fokus-Peaking bildet das fest verbaute rückseitige Display ab, es kann bei schwierigen Lichtsituationen oder problematischen Motiven die Fokussierung erleichtern, wenn der Meßsucher an seine Grenzen kommt und das tut er in der Höhle hier und da.

Für die Kamera spricht der recht gute Sensor im Vollformat, mit dem ich bisher sehr zufrieden bin, sowie die kompakte Bauform und recht kleine Objektive, die man gerne bei Offenblende verwendet. Für die Höhle habe ich jedoch, statt des sonst eingesetzten Leica M 1:2,0/50mm Summicrons, ein Voigtländer 1:1,1/50mm Nokton eingesetzt. Heute würde ich es nicht mehr tun, denn die extreme Freistellung bei Offenblende setzte ich nicht wirklich ein.

 

Was kann ich mit der M 10-R nicht mehr machen ?

Die Fokussierung ist nur manuell möglich, denn die Kamera ist mit Objektiven bis zurück in die 50er Jahre kompatibel, noch weiter zurück mittels Adapter. Die Objektive sind sehr kompakt gebaut, es gibt darin weder Stellmotoren noch Elektronik, man stellt sie manuell ein. Zudem besteht keine optische Verbindung zwischen dem Objektiv und dem Sucher, man schaut eben nicht durch das Objektiv, den Live-View Modus über das Display ausgenommen.

 

Kein Zoom, kein starkes Tele

Es gibt auch keine Zoom-Objektive von einem sehr speziellen Ultra-Weitwinkel einmal abgesehen, auch große Tele Brennweiten gibt es nicht, bei 135mm ist Schluss und da wird das Scharfstellen schon recht schwierig. Ein echtes Makroobjektiv vermisse ich auch, an meinen APS-C Kameras hatte ich gerne 80 und 90mm Optiken für 1:1 Makro Aufnahmen, meine M 10-R kann das nun nicht mehr. Ganz stimmt das nicht, ich behelfe mir mit einem manuellen Makro-Adapter, flinke Insekten kann ich damit nicht mehr einfangen, da braucht es einen guten schnellen Autofokus.

 

Der Meßsucher

Der optische Sucher ist weit von meinen frühen Spiegelreflex Kameras entfernt, sowie auch danach von den Systemkameras, denn bisher blickte ich immer durch das Objektiv, nun nicht mehr. Lacht nicht, ich merke nicht einmal, wenn der Objektivdeckel noch aufgesteckt ist, dann wundere ich mich nur über die ungewöhnlich lange Verschlusszeit. Es passiert mir natürlich nur sehr selten und ich hoffe es ganz abstellen zu können.

Es bedarf einer sehr präzisen Abstimmung zwischen dem Objektiv und der Kamera, damit im Sucher die eingestellte Schärfe auch wirklich stimmt. Ich werde am Meßsucher zunehmend schneller und präziser, doch in der schummrigen Höhle und bei schwierigen Motiven ist das eine große Herausforderung. Im Nahbereich kommt der Parallaxenausgleich dazu, denn das Objektiv ist seitlich versetzt, so muss der Sucher der Leuchtrahmen zur Bildfeldmarkierung leicht verschieben.

 

LiveView auf dem Display und im Aufstecksucher

In der der Draufsicht von schräg links hinten ist die Leica M 10-R zu sehen, auf dem Blitzschuh steckt der Leica EVF2 aufgeklappt
Da das fest in der Kamera verbaute rückseitige Display nicht schwenkbar ist, kann für schwer zugängliche Kamerapositionen der Aufstecksucher EVF2 eine große Hilfe sein. Er ist schenkbar und liefert die volle LiveView Funktionalität der Kamera.

Die Kamera hat ein rückseitiges Display und das kann LiveView darstellen, doch leider ist das Display nicht schwenkbar und so sind viele Aufnahmen Perspektiven nicht möglich, denn ich kann das Display dann nicht mehr einsehen, wie auch den Meßsucher nicht. Ich habe mir hier mit dem aufsteckbaren Leica EVF2 beholfen, ein elektronischer klappbarer Sucher, der live über den Sensor der Kamera arbeitet. Ich sehe darin genau das, was dann bei der Aufnahme im Bild ist.

Ich tue das nur sehr ungerne, denn ich habe mich bewusst für eine Meßsucher Kamera entschieden, doch hier und da ist die Elektronik recht hilfreich und ich schätze diese Flexibilität. Den Sucher nehme ich nur mit, wenn schwierige Aufnahmepositionen zu erwarten sind, doch dann möchte ich ihn nicht missen.

In der Tropfsteinhöhle "Herbstlabyrinth" zeigt das Bild die "Hessenfahne", eine meterlange Sinterfahne, in ganzer Größe
ISO 200, f 4, t 2s
Leica M 10-R mit Voigtländer Nokton 1:1,1/50mm

In der Tropfsteinhöhle „Herbstlabyrinth“ zeigt das Bild die „Hessenfahne“, eine meterlange Sinterfahne, in ganzer Größe

Unter den Bedingungen in der Höhle bewährte sich der Aufstecksucher und ermögliche Perspektiven, die mir ohne ihn unmöglich wären.

Ein Beispiel dafür ist die „Hessenfahne“ in der Höhle, eine meterlange Sinterfahne, unter der sich eine schmale steile Treppe befindet. Hier ist das Stativ gestuft auf der Treppe aufzustellen und ich muss mich tief auf die Treppe bücken, um in die Kamera schauen zu können, die nach oben auf die „Hessenfahne“ blickt.

 

 

 

Einsatz in der Höhle unerwartet gut

Kenner des Leica M Systems werden über mich lachen, doch ich nahm wirklich an, massive Einschränkungen in der Höhlenfotografie zu haben, hauptsächlich durch den Meßsucher, aber auch das starre Display. Die Bedienung der Kamera habe ich zuvor reichlich geübt, denn in der Dunkelheit muss alles sitzen. Ich hatte zwar eine Mini-Taschenlampe für alle Fälle dabei, aber da sie die anderen Teilnehmer stören kann, verzichtete ich soweit als möglich darauf.

 

Weniger Ausbeute in höherer Qualität

Meine M hat sich in der recht dunklen Höhle wacker geschlagen, der erste Blick über die Bilder ist sehr ermutigend. Die Ausbeute ist weit geringer, statt 200-300 Bildern der letzten Workshops, wurden es knapp 80 in rund 2 Stunden. Die finale Auswahl liegt bei rund 50 Bildern, viel Ausschuss hatte ich also nicht. Hier und da experimentiere ich mit der Blende und wählte dann aus der Blendenreihe aus. Ich fotografierte viel bewusster als bisher, dies drückt sich in den Ergebnissen aus, denn zuvor sortierte ich weit mehr aus. Natürlich lernt man auch in der Wiederholung, ich war ja nun das dritte Mal in der Höhle.

 

Etwas Zeitverlust durch die aktive Rauschreduzierung des Sensors

Bei langen Verschlusszeiten, ab etwa 8 Sekunden, benötige ich doppelt so lange für eine Aufnahme, denn die Kamera belichtet zweimal. Einmal wird das Bild selbst aufgenommen, danach nimmt die Kamera ein Bild des schwarzen Verschlussvorhangs auf und gleicht beide aufeinander an. Pixelfehler werden damit automatisch durch die Kamera korrigiert. Die schwarze Aufnahme des Verschlussvorhangs ist dabei immer so lange wie die Aufnahme zuvor. Belichte ich beispielsweise 30 Sekunden, was in der Höhle keine Seltenheit ist, muss ich danach 30 Sekunden auf das schwarze Kontrollbild warten, bevor ich die nächste Aufnahme machen kann.

 

Ohne den elektronischen Aufstecksucher schwierig bis unmöglich

Ohne den aufsteckbaren elektronischen Sucher (EVF) hätte ich es nicht geschafft. Über die LiveView Funktion mit dem FokusPeaking bekam ich weitgehend den Schärfepunkt dort platziert, wo ich ihn haben wollte und das auch in sehr dunkler Umgebung.

Der Akkuverbrauch war dabei recht üppig, in rund 1 3/4 Stunden ging der noch junge und zuvor auf 100% geladene Akku der Kamera auf rund 15% herunter, doch ich hatte einen Ersatzakku in der warmen Hosentasche dabei, sicher ist sicher.

Alle Einstellungen an der Kamera gelangen noch nicht blind, hier und da musste ich diskret abgeschirmt mit der Mini-Taschenlampe nachschauen. Ich wählte bewusst die lichtschwächste meines Haushalts.

 

50mm Normalbrennweite bewähren sich in der Höhle

Die meisten Aufnahmen entstanden mit dem 1:1,1/50mm Voigtländer Nokton, wobei ich dessen riesige Offenblende nicht einsetzte, es ging ja nicht um die maximale Freistellung.

Am liebsten verwende ich das 35mm und das 50mm Objektiv, je nach zu erwartenden Motiven, an sich ist das 35er meine „immerdrauf“ Optik.

Ich legte der Versuch bewusst recht minimalistisch an und irgendwann später einmal, werde ich mal wieder in der Höhle fotografieren, dann mit weniger Ausrüstung, da sollten 50 und 28mm genügen, dazu das Stativ und fertig.

 

Vorsteinstellung der Kamera

 

Weißabgleich manuell

Wie mein Blog Beitrag des letzten Höhlenfotografie Workshops aufzeigte, hatte ich den Weißabgleich damals falsch eingestellt.

Ein Problem war das nicht wirklich, denn den Weißabgleich kann man auch später in der RAW Entwicklung korrigieren, doch damals war ich dafür noch zu unerfahren.

Mit diesem unscharfen Bild wurde eine 18% Graukarte im Licht der Höhlenbeleuchtung fotografiert. Die Kamera kann damit den Weissabgleich vornehmen, auf das Kunstlicht abstimmen.
Mit diesem unscharfen Bild wurde eine 18% Graukarte im Licht der Höhlenbeleuchtung fotografiert. Die Kamera kann damit den Weissabgleich vornehmen, auf das Kunstlicht abstimmen.

Ich habe mich für diesen Workshop für den Weißabgleich mittels Graukarte entschieden, dieses Verfahren stelle ich in einem separaten Blog Beitrag im Detail. Die Kamera hat 5894 Kelvin ermittelt und für alle Aufnahmen als manuellen Wert gespeichert.

Grob angerissen darf man es sich so vorstellen, man hält eine Graukarte in das wenige vorhandene Licht, fotografiert die Graukarte möglichst formatfüllend und möglichst unscharf ab, um dann die Kamera aus der Aufnahme den Weißabgleich ableiten zu lassen. Wie gesagt, dazu später mehr.

Es funktionierte, ich war mit der Farbtemperatur meiner Aufnahmen zufrieden und es bedarf keiner Korrektur durch den RAW Converter.

 

ISO manuell auf den niedrigsten Wert

Ich halte durch eine manuelle Vorwahl der ISO Einstellung, also der Sensor Empfindlichkeit, dessen Rauschen möglichst niedrig. Da ich ein Stativ verwende, spielt die Verschlusszeit keine Rolle, eine Verwacklung ist ausgeschlossen, also stelle ich die fast geringste ISO Empfindlichkeit ein, 200.

 

Blende manuell auf die gestaltende Schärfentiefe einstellen

Da die Kamera ohnehin nicht über eine Programm- oder Blendenautomatik verfügt, ist die Blende ohnehin manuell einzustellen, so lässt sich auch optimal die Schärfentiefe definiert einsetzen, ein Bokeh setzen.

 

Verschlusszeit manuell einstellen

Auch die Verschlusszeit stelle ich manuell ein, obwohl die Kamera über eine Zeitautomatik verfügt.

Hier und da wurden LED Beleuchtungen in der Höhle installiert, durch die manuelle Belichtungsvorgabe kann ich die Lichter besser in Szene setzen. Die Kamera sagt mir ja, ob ich zu hell oder dunkel belichte, doch ich hatte weitgehend auch einen externen Belichtungsmesser verwandt und gezielt einzelne Motive angemessen.

 

Entfernung manuell einstellen, Autofokus aus

Meine Kamera hat ohnehin keinen Autofokus, doch auch bei der vorherigen Nikon bevorzugte ich in der Höhle die manuelle Fokussierung, denn dann lege ich die Schärfe auf die Motive, die ich scharf abbilden möchten.

Dazu gibt es den Trick, in Abhängigkeit der Schärfentiefe durch die vorgewählte Blende den Schärfenbereich treffsicher zu legen.

Beispielsweise befindet sich ein Motiv in 8 Metern Entfernung, ich möchte es scharf haben und auch den Vordergrund, aber nicht den Hintergrund. Würde ich hierbei auf das Motiv fokussieren, wäre mir zu wenig Vordergrund und zu viel Hintergrund scharf.

Vielleicht mache ich dazu auch mal einen eigenen Blog Beitrag und erkläre es anhand von konkreten Beispielen und wie man diesen Bereich auch berechnen kann, es gibt App dafür.

 

Alle Einstellungen werden manuell vorgenommen, damit nun zur Praxis und hinab in die Höhle.

Zugang zur Höhle

Meine meinem letzten Fotoworkshop im Jahr 2018 hatte ich die lange Treppe etwas unscharf aus der Hand fotografiert, also

Das Bild zeigt den Zugang zur Schaulandhöhle "Herbstlabyrinth" bei Breitscheid, 124 Stufen führen hinunter
Die obersten der insgesamt 124 Stufen hinter in die Höhle

verwackelt. Jetzt war ich schlauer und habe das Stativ benutzt, wozu schleppt man es schließlich mit sich herum.

124 Treppenstufen führen hinab in die Höhle. Die Treppe hat stellenweise nur kurze Tritte, ist aber ausreichend beleuchtet und beidseitig gibt es einen Handlauf, den man auch benutzen sollte.

Das Bild zeigt den Ausgang der Schaulandhöhle "Herbstlabyrinth" bei Breitscheid, 124 Stufen führen hinauf, heraus aus der Höhle. Links neben der Treppe die Bahn für die Rettungsrutsche.
Die unteren der insgesamt 124 Stufen

Von unten betrachtet sieht die Treppe so aus. Rechts neben der Treppe ist die „Rutsche“ für die Rettungsrutsche.

Der Aufstieg zieht sich etwas, doch wenn man nicht zu arg rennt, sind die 124 Stunden recht gut zu erklimmen, mein Puls hatte sich dabei aber natürlich schon etwas erhöht. Hierbei ist es auch von Vorteil, wenn man nicht zu schwer an seiner Ausrüstung zu schleppen hat.

 

 

Bildbeispiele

Gerne hätte ich noch gezeigt, wie ich mich auf einer Treppe mit der Kamera auf dem Stativ verrenkt hatte, um die Kamera ausrichten und fokussieren zu können, doch leider hatte ich es in der Höhle vergessen, davon man ein Handyfoto zu machen, schade.

 

 

Dieser Beitrag kann nach der DSGVO als Werbung verstanden werden, ich muss daher an dieser Stelle darauf hinweisen.

Sollte dieser Beitrag als Werbung verstanden werden, stelle ich klar, meine Beiträge als persönlichen privaten Kommentar / Meinung zu verstehen, etwaige Werbung ist nicht beabsichtigt. Auf die Nennung von Marken und Produkten kann nicht immer verzichtet werden. Ich betreibe mein BLOG rein privat als Hobby, es verfolgt keinerlei kommerzielle Interessen. Sollte eine externe Unterstützung gegeben sein, beispielsweise durch zugelieferte Texte, Produkt Leihgaben, oder andere Dinge, weise ich selbstverständlich klar und deutlich darauf hin.

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